Geschichte der Rettungswache Elstorf
Vorgeschichte: JUH-Rettungsdienst südlich Hamburgs
Die Geschichte des Wirkens der Hamburger Johaniter südlich der Elbe beginnt
im Jahre 1957: Ein VW- Transporter (T1), von Fa. Walter gestiftet, wird als "Unfallwagen" mit einer Trage ausgerüstet. Das achtspitzige weiße Kreuz auf rotem Grund wird auf allen Seiten aufgebracht, die Scheiben weiß angemalt, Sanitätstaschen finden in einem eingebauten Regal Platz. Insbesondere wird dieses hypnotisierende blaue Rundumlicht an die Dachrinne angeklemmt.


Der zweite JUH-"Unfallwagen" an dem Polizeiposten Süderelbe. Das Fahrzeug trägt das erste, JUH-einheitliche Kennzeichen von Ahrweiler  AW

 
Das Blaulicht hat allerdings eine Besonderheit: Es verpflichtet. Und so wird es Ansporn der Retter, sich von Ärzten das nötigste Handwerk beibringen zu lassen. Alle sind ehrenamtlich mit äußerstem Eifer dabei. Nach einiger Übung bei Sanitätsdiensten bekommen die Helfer 1959 endlich von der JUH-Bundesschule Ahrweiler einen ersten richtigen "Unfallwagen" zugewiesen, ebenfalls einen VW-Bus T1, Krankenwagen-Modell mit Seitenschwingtüren, bei dem man die erste Erfahrung machte, dass es nicht sinnvoll war, sich zu dicht neben ein 

Wochenenden am Polizeiposten Süderelbe auf Autobahnwache.
Hier bekommen sie direkt die Einsatz-Lage mit. So manchem verletzten Autofahrer können sie helfen. Doch kaum haben sie dem Verletzten Erste Hilfe geleistet, rückt bereits der Feuerwehr-Unfallwagen an und lädt den Verletzten bei sich ein. Manchmal sind die Feuerwehr- Retter auch schon da, nachdem man sich mühsam durch den entstandenen Stau gekämpft hat. Das ärgert die Johanniter, die gerne selbst den Verletzten ins Krankenhaus gefahren hätten. Daher verlegt man 1960 den Posten nach dem Autobahnanschluss Maschen.
verunfalltes Fahrzeug
oder gar einen da liegenden Verletzten zu stellen. Schon seit den Tagen des ersten "Unfallwagens" hatte man die Idee des Autobahn- Rettungsdienstes. Dieses wird nun mit dem verbessertem Equipment und vermehrtem Sanitätsfachwissen ausgeführt: Zuerst stehen die Helfer an

 
Nach Einholung einer Genehmigung für diesen Standort bei Polizei und Behörde in Lüneburg, die das Vorhaben sehr begrüßen, weil es hier tatsächlich eine Lücke im Rettungswesen zu schließen gilt, haben Helferinnen und Helfer am Wochenende ständig ein Zelt aufgebaut, um aufmerksam jeden lauten Krach auf der Autobahn zu erhorchen, den sich in Einsatz befindlichen Polizeiwagen auf Handwinken hin nachzueilen oder Meldungen von zum Zelt kommenden Autofahrern nachzugehen. "Unfall-Wachstation" haben


Die "Unfall-Wachstation" am Anschluss Maschen


die Johanniter diese Einrichtung entsprechend genannt. Über nicht weniger als sechseinhalb

Jahre ging der Zeltaufbau, nur selten unterbrochen an allzu kalten oder stürmischen Tagen.

 
1967 ist ein großes Datum für den Hamburger JUH-Rettungsdienst: Verleger Rudolf Augstein (Spiegel) stiftet die erste feste Autobahnstation. (Augstein ist sehr engagiert in sozialen Dingen, hört von der Not der kleinen Helfer, und dieser Schritt kann vielleicht auch die eher konservativen Herren Ritter zum Lesen des Heftes überzeugen). Die segensreiche Blockhütte wird an einem Parkplatz an der BAB Hannover - Hamburg bei Kilometer 18 errichtet (dies ist


Einweihungstag der ersten festen Autobahnrettungsstation


ungefähr da, wo heute die Horster Landstraße das Horster Dreieck überquert) und am 28.Oktober in Anwesenheit von

viel Prominenz und noch mehr Helferinnen und Helfern feierlich eingeweiht.

  
Nicht ohne Sponsoren gelingen die Anfänge des Johanniter-Rettungsdienstes. Einer der wichtigsten ist ein Hamburger Großunternehmer: Herr Jarchow stiftet 1969 einen ersten voll ausgerüsteten Unfallwagen. Der Wagen wird in Anwesenheit des Herrenmeisters des Johanniterordens auf dem Gelände "Groths Etablissement" an der Elbchaussee übergeben. 


Der Herrenmeister Wilhelm-Karl Prinz von Preußen dankt dem Spender Herrn Jarchow persönlich (hier ca.1975)


Dieser ersten Großtat ließ 
Jarchow in den folgenden Jahren nicht weniger als sechs
 

weitere vollkommen ausgerüstete Einsatzfahrzeuge folgen!

1974 erfolgt der Bau des Horster Dreiecks, die Blockhütte muss dem weichen. Sie wird an den Autobahnparkplatz "Am Lehmsahl" (Ramelsloh) südlich des Maschener Kreuzes verlegt und baulich vergrößert. Für zahlreiche Jahre liefert der Standort Gesprächsstoff über viele Rettungstaten.


Einweihung des zweiten Wachstandortes


Um 1977 bereits mit großem Rettungswagen

  
1983 wird erneut der Rettungsdienstplan umstrukturiert. Für eine weitere Betätigung wird der Standort Ramelsloh ungeeignet, es wird ein neuer Standort in Seevetal gesucht. Nachdem sie für ein Jahr in einem ehemaligen Supermarkt im Meckelfelder Lerchenweg untergebracht war, wird Mitte 1985 die Johanniter- Rettungswache nach Jehrden verlegt. Die ehemalige Tankstelle an der Karoxbosteler Chaussee neben dem Hotel Derboven wird als neuer Standort gefunden und in vielen Arbeitsstunden von den Helfern eigenhändig zur Rettungswache umgebaut.



Die Tankstelle während des Umbaus zur Rettungswache

 

  
Der reine Autobahn- Rettungsdienst wird aufgegeben. Ein Umdenken der Helfer findet statt, weg vom Autobahn- Unfallhilfsdienst hin zu schneller Hilfe bei allen Notfällen. Dies wird auch notwendig: 1992 geht mit einem neuen Rettungsdienstgesetz die Verantwortlichkeit für den Rettungsdienst vom Bund auf die Länder und somit Landkreise bzw. Städte über. Das neue Gesetz hat insbesondere die Eigenschaft, größere Bereiche um eine


Die JUH-Rettungswache Jehrden: Ehrenamtlicher Betrieb an Wochenenden und Feiertagen


Rettungswache herum zu schaffen. Will man weiterhin die Kostenträger überzeugen, müssen zudem höhere Einsatzzahlen gebracht
werden.

Es erfolgt eine erste Strukturierung der Einsatzgebiete der Landkreis-Rettungswachen.

  
Das neue Gesetz berücksichtigt ehrenamtlichen Dienst nur noch bedingt und als Ergänzung zu hauptamtlicher Rettung. Dass der rein ehrenamtliche, nur an Wochenenden ausgeführte Dienst der Johanniter-Wache weiterhin Bestand hat, ist zunächst noch ein großes Entgegenkommen der Landkreis-Verwalter. Die Kostenträger sehen es unterdessen weniger gerne.

Und so kommt trotz jährlich über 600 Einsätzen das endgültige Aus für die Jehrdener Wache, als 1995
in Lindhorst die neue

 


Eine umfassende Ausbildung ist Voraussetzung für die Retter, um jeder schwierigen Situation Herr zu werden.
Autobahnunfall, um 1987

Landkreis- Rettungswache, vom DRK hauptamtlich und rund um die Uhr betrieben, erbaut ist. Ein Jahr lang leisten die Johanniter dort an Wochenenden ehrenamtlich Dienst, doch es herrscht große Traurigkeit über den Verlust der eigenen Wache.

  
Rettungswache Elstorf
Er hat selber lange Zeit auf den Johanniter-Wachen im Landkreis ehrenamtlich Dienst getan, ist zu dieser Zeit gerade neu eingeführt als eigenständiges Kreisvorstandsmitglied des Harburger Verbandes (zuvor Gruppenleiter und seit 1989 bis zu diesem Zeitpunkt Kreisbeauftragter im Landesverband Hamburg): Heinrich Wolters ist der Fortbestand der Rettungstätigkeit der Johanniter vor dem südlichen Tor Hamburgs seit langem ein Anliegen. 
Und so verhandelt er, zusammen mit dem Hamburger Regional- Vorstandsmitglied Karl-Heinz Hörl, der ebenfalls in dem Hamburger JUH-Rettungsdienst ehrenamtlich engagiert war, mit dem Oberkreisdirektor über eine neue selbständige Betätigung der Johanniter im Landkreis. Diese findet sich schließlich im nordwestlichsten Zipfel des Landkreises, wo es laut Rettungsdienstplan noch eine "weiße Fläche" gibt. Gerade wird hier in Neu Wulmstorf-Elstorf ein neues Feuerwehrhaus errichtet, das alte steht bald leer. So beschließt man, zunächst gegen
den erheblichen Widerstand der Kostenträger, hier die neue Rettungswache einzurichten. Die Kostenträger werden schließlich überzeugt, denn die Hamburger Feuerwehrmänner der Wache Neuwiedenthal erklären sich ausser Stande, den Bereich mit abzudecken, weil er erstens zu weit entfernt liegt und zweitens, weil hier die Einwohnerzahl erheblich steigt. Für die Wachen in Buxtehude und Buchholz ist das Gebiet ebenfalls zu weit entfernt. Es gibt also die gesetzliche Notwendigkeit.

 
Am 4.März 1996 wird die Rettungswache Elstorf des Landkreises Harburg eingeweiht und den Hamburger Johannitern zum Betrieb übergeben. Zu gleicher Zeit wird ein modernster neuer Johanniter-Rettungswagen in Dienst gestellt. Gespannt haben die ehrenamtlichen, langjährigen Johanniter-Sanitäter auf dieses Ereignis gewartet, mit dem ihre Bemühungen belohnt werden.



Die alte Rettungswache Elstorf (Foto März 1996)
im ehemaligen Feuerwehr-Haus Schwarzenberg 8

  
Eine Bedingung ist daran geknüpft: Die Rettungswache muss nun rund um die Uhr besetzt werden. So übernimmt der Regionalverband Hamburg die Bereitstellung hauptamtlichen Personals, während weiterhin am Wochenende ehrenamtliche Hamburger und Harburger Johanniter Dienst tun. Dieser Punkt ist übrigens ein weiteres Plus in der Überzeugung der Kostenträger gewesen, wie dann die Einsatzzahlen: Schon im ersten Jahr wurden mehr als 1000 Einsätze gefahren, eine Zahl, die sich über die Folgejahre stetig erhöht hat.
Die freiwilligen Feuerwehren und Polizei der Umgebung begrüßen die neuen Retter, und ein sehr kameradschaftliches Verhältnis wird gepflegt. Auch die Bevölkerung von Buchholz über den Rosengarten bis Francop und von Tötensen bis Hollenstedt kennt inzwischen ihre Johanniter-Retter. Vom Ev. Pastorat Neu Wulmstorf werden die Helferinnen und Helfer geistlich unterstützt.


Der Standort erweist sich als dringend erforderlich, denn hier befindet man sich gleich an vier Unfallschwerpunkten: Der B3, der B73, der Straße durch den Rosengarten und der A1. 
Zahlreiche Unfall- Einsätze haben die Retter hier neben den Haus- und Betriebsnotfällen im Umkreis von 20 Kilometern.

Am 7.Dezember 2000 verzeichnet der Wachleiter einen neuen Höhepunkt in der Tätigkeit der Wache: 
Sie wird von der Bezirksregierung Lüneburg als Lehrrettungswache anerkannt. Damit wird es möglich, hier Rettungsassistenten auszubilden.


 

Im Mai 2002 ziehen die Johanniter in die bei dem Gebäude der Freiwilligen Feuerwehr Elstorf, Lindenstraße 2, neu errichtete Rettungswache um. Am 8.Juni 2002 wird die Wache offiziell eingeweiht.
Die vorherige Wache weicht einem Schulneubau.

Werner Möhring
Stand: 6/2004